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Wer vorwärtskommen will, braucht Leadership und Vertrauen

  • Christian Mutschler
  • Feb 8, 2024
  • 2 min read

Warum dauert eine Transformation wie diejenige des Klybeck-Areals von einem ehemaligen Industrie-Areal zu einem neuen Stadtquartier so lange? Warum geht es nicht effizienter und effektiver? Und wer ist schuld daran? Antworten aus der Sicht einer Investorin.


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Als Vertreter der Investoren-Gruppe von Pensionskassen und Anlagestiftungen, welche die Entwicklung des Klybeck-Areals finanzieren, könnte ich es mir einfach machen und sagen: Schuld sind sicher nicht die Investoren und Eigentümer! Ihnen kann es gar nicht schnell genug gehen. Je früher neue Mieterinnen und Mieter einziehen, desto besser für diejenigen, deren Renten aus Mieteinnahmen bezahlt werden.


Herausforderung Kontingenzproblem

Wer in erster Linie die Dauer beklagt und dafür Schuldige sucht, hat das Problem nicht ganz erfasst. Die eigentliche Herausforderung liegt aus meiner Sicht in der Frage, wie gut die direkt beteiligten Akteure in einem solchen Vorhaben Unsicherheit managen. Dies sind im Fall der Transformation des Klybeck-Areals Regierung, Verwaltung und Eigentümerinnen wie die Rhystadt. Unter Unsicherheit verstehe ich dabei die Möglichkeit, dass mehrere Optionen möglich sind, aber nicht klar ist, welche Auswahl getroffen wird. Man bezeichnet das auch als «Kontingenzproblem». Eigentlich zeichnen sich «bürokratische» Prozesse wie in der Verwaltung, zum Beispiel ein Planungsprozess, gerade dadurch aus, dass sie das Kontingenzproblem minimieren und Entscheidungen, welche an Recht und Gesetz gebunden sein müssen, für die «Betroffenen» berechenbarer machen. Politische Prozesse dagegen sind grundsätzlich ergebnisoffen: Die Zahl der Akteure und Ideen ist riesig und die Chancen von einzelnen Akteuren und Ideen kaum berechenbar.


Maximale Unsicherheit

Die Klybeck-Transformation hat aus zweierlei Gründen ein massives Kontingenzproblem und dadurch eine maximale Unsicherheitsstufe. Politische Akteure wie die Initianten von «Basel baut Zukunft» und diejenigen, die sie unterstützen, stellen die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Frage, welche die Eigentümerinnen im ursprünglichen Zustand angetroffen haben. Das kann man beklagen, ist aber in einer Demokratie bis zu einem gewissen Grad möglich. Ein zweiter Umstand ist problematischer: Verwaltungshandeln orientiert sich (ausgehend von politischen Ambitionen und Ideologien) zunehmend nicht mehr nur nach Recht und Gesetzen, sondern nach allgemeinen Aufträgen, möglichen Entwicklungen und vorweggenommenen Programmen, beispielweise im Klimaschutz. Das hat eine gewisse Legitimation, ist aber gerade in einem solchen Entwicklungsprojekt für uns sehr schwierig zu managen.


Postulat versus Realität

Um das Kontingenzproblem besser in den Griff zu kriegen, empfiehlt die Wissenschaft «Erprobung» und «Spielräume». Auch wenn Verantwortliche dies gerne postulieren, findet dies in der Realität nicht statt. Es gibt einen zweiten Mechanismus, der Unsicherheit minimiert. Und das sind Leadership und Vertrauen. Beides hängt zusammen und setzt Mut voraus. In den bisherigen Diskussionen rund um die Transformation des Klybeck-Areals vermisse ich von Anfang an klare Leadership in Worten und Taten der politisch Verantwortlichen in der Regierung sowie den expliziten Vertrauensvorschuss, dass die Eigentümer in vielen Fragen (Wohnraum, Klima, Standortattraktivität) Teil der Lösung sind und nicht das Problem. Für dieses Verhalten mag es gute Gründe geben. Klug ist es nicht.


Christian Mutschler ist seit 2021 CEO der Rhystadt AG, einer der beiden Eigentümerinnen des Klybeck-Areals. Dieses soll in den nächsten Jahren von einem ehemaligen Industrieareal zu einem grünen, durchmischten und klimafreundlichen Stadtquartier transformiert werden. Christian Mutschler ist Mitglied der Raumplanungskommission der Handelskammer beider Basel.


 
 
 

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