Rares Gut – Neubauwohnungen in Basel sind schwer zu finden.
- Basel.vorwärts
- May 24, 2024
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Anfang 2023 lebten in Basel über 200'000 Menschen. Alle brauchen ein Dach über dem Kopf. Die Vorstellungen, wie ein solches aussehen soll, sind sehr unterschiedlich. Doch vielen wünschen sich eine Neubauwohnung. Um eine zu ergattern, braucht man in Basel jedoch viel Geduld und Glück. Hier gibt es nur halb so viele Neubauten wie in Zürich.

Im Kanton Basel-Stadt gab es Ende 2022 insgesamt rund 115'000 Wohnungen. Zehn Jahre davor waren es gut 10'000 Wohnungen weniger, nämlich ca. 105'000. Daraus ergibt sich ein jährlicher Zuwachs von 1'000 Wohnungen. Die Bevölkerung ist im gleichen Zeitrahmen um 11'000 Personen gewachsen, während die Anzahl Personen pro Wohnung von 1.83 auf 1.78 gesunken ist.
Seit 1970 gibt es 23% mehr Wohnungen in Basel, während die Bevölkerung um 13% abgenommen hat. Damals lebten noch 2.6 Personen in einer Wohnung und nutzen durchschnittlich pro Person 34m2 Fläche. Heute beheimatet eine Wohnung nur noch 1.78 Menschen und diese brauchen mit 42m2 Wohnfläche pro Person deutlich mehr Platz.
Wie sind diese Veränderungen zustande gekommen?
Viele Produktionsstandorte mit hohem Personalbestand sind aus der Stadt gezogen oder wurden automatisiert. Die Wertschöpfung pro Arbeitsplatz ist gestiegen. Der Wohlstand der Bevölkerung schafft höhere Anforderungen an den Lebensstandard und den dafür beanspruchten Wohnraum. Heute leben mehr Menschen allein, gesünder und länger. Auch die gestiegenen Scheidungsraten haben einen Einfluss auf die Wohnsituation. Viele Kinder getrennter Eltern haben zwei Zimmer: eins beim Vater und eins bei der Mutter. Die Belegung nimmt ab, der Flächenkonsum steigt. Auch wenn Basel nicht im selben Ausmass wie andere Schweizer Städte wächst, braucht es zusätzlichen Wohnraum.
Wie sieht es mit Neubauwohnungen aus?
Von 2012 bis 2022 entstanden pro Jahr rund 600 der 1’000 Wohnungen in Neubauten, 400 in bestehenden. Demgegenüber wurden jährlich lediglich eine Wohnung abgerissen. 999 von 1'000 Wohnungen bleiben also bestehen und werden jedes Jahr ein Jahr älter. Bis jede der 115'000 Wohnungen in Basel erneuert wird, braucht es – statistisch gesehen – 1'000 Jahre. Das Münster ist übrigens 933 Jahre alt.
Mehr als 30% aller Wohnungen in Basel sind älter als 78 Jahre (vor 1945 erbaut). 50% des Wohnraums ist zwischen 1945 und 1980 entstanden. Dies bedeutet, dass 80 Prozent der Wohnungen älter als 43 Jahre sind. Bei einem üblichen Sanierungszyklus zwischen 30 und 40 Jahren, müssten in Basel nahezu 90 Prozent des bestehenden Wohnraums saniert worden oder eine Sanierung in naher Zukunft geplant sein.
Nur gerade eine von 20 Wohnungen ist jünger als 10 Jahre, während 17 Wohnungen älter als 43 Jahre alt sind. Ein Blick auf die Stadt Zürich zeigt: Dort gibt es im Vergleich fast doppelt so viele Neubauten wie am Rheinknie.
Was braucht Basel?
Basel muss sich weiterentwickeln, um den Anforderungen der Gesellschaft von morgen zu entsprechen. Weiterentwicklung bedeutet auch die Schaffung von neuem Wohnraum (siehe dazu auch: 8'670 neue Wohnungen in Basel bis 2035. Wieso das?). Basel als Stadtkanton hat kaum mehr freie Fläche für zusätzliche Wohnungen. Deshalb müssen brachliegende Areale rasch transformiert werden können. Zudem muss es möglich bleiben, unzweckmässige Bestandsbauten abzureissen, um Neues entstehen zu lassen. Ansonsten kann Basel den rasanten Zukunftsentwicklungen irgendwann nicht mehr standhalten.
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