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8'670 neue Wohnungen in Basel bis 2035. Wieso das?

Das Leben in Städten wird immer dichter, die Bevölkerung wächst, so die Wahrnehmung vieler. Doch ist das wirklich so? Wohnen mehr Menschen in den Städten? Und wenn nicht, wieso fühlt es sich trotzdem enger an und wieso braucht es mehr Wohnraum?


Die Basler Innenstadt im Bewegung
Die Basler Innenstadt im Bewegung. Bildrechte: Wir vor Ort

1969 lebten bislang am meisten Menschen in Basel. Ganze 233'347* Personen waren gemeldet. Ende 2023 waren es mit 206'308 Einwohnenden gut 11 Prozent weniger. Weshalb aber reicht der Wohnraum heute nicht mehr aus, wo doch die Bevölkerungszahl zurückgegangen ist? Die Wohnraumstatistik der Stadt Basel zeigt: Heute benötigt eine Person 41,5m2 Wohnfläche. Das ist ein Drittel mehr als 1970, als einem Menschen lediglich 30m2 zur Verfügung standen. Hinzu kommt, dass 2023 nur noch zwei Personen in einem Haushalt leben, während 1970 noch drei pro Wohneinheit gemeldet waren. In Basel ist die benötigte Wohnfläche damit seit 1970 um 22 Prozent gestiegen, trotz weniger Einwohnerinnen und Einwohnern.

 

Wieso dann Dichtestress?

Volle Trams und Züge, tägliche Staus auf den Strassen, volles Rheinbord und Cafés. Wieso fühlt sich die Stadt trotz weniger Einwohnenden überfüllt an? Über 90'000 Personen sind 2022 laut Statistik jeden Tag mit ÖV, Auto, Motorrad oder Velo in die Stadt gependelt um zu arbeiten. Zusammen mit den Wegpendlern – rund 24'000 Menschen – und den 100'000 Menschen, die innerhalb der Stadt zu ihrem Arbeitsort fahren, sind täglich rund 214'000 Menschen beruflich unterwegs. Basel ist zudem ein beliebter Freizeitort mit hoher Aufenthaltsqualität und eine Universitätsstadt. Das bringt jeden Tag viele weitere Menschen ans Rheinknie. Die Stadt ist also voll, auch wenn weniger Leute hier wohnen.

 

Quo Vadis, Basel?

Die statistischen Ämter sagen drei mögliche Szenarien voraus, wie sich die Bevölkerung der Schweiz entwickeln wird. Bei allen dreien ist jedoch klar: Bis 2035 wächst die Bevölkerung weiter, danach wird der Aufwärtstrend mehr oder weniger stark abflachen. Das bedeutet auch, dass in den kommenden Jahren dringend mehr Wohnungen benötigt werden.

Bis zu 1 Mio. m2 zusätzliche Wohnfläche wird die Stadt Basel im «schlimmsten» Fall bis 2035 brauchen, prognostiziert das statistische Amt Basel-Stadt. Wahrscheinlich um die 720'000 m2, sicher aber mindestens 310'000 m2. Geht man davon aus, dass jede Wohnung mit zwei Personen belegt ist, die je 41,5 m2 beanspruchen, bräuchte Basel beim mittleren Szenario während der nächsten zehn Jahre jährlich 867 neue Wohnungen, also ungefähr 58 neue, zusätzliche Mehrfamilienhäuser à 15 Wohnungen.

 

Wie soll so viel Wohnfläche entstehen?

720'000m2 Wohnfläche entsprechen 1,95 Prozent der gesamten Fläche des Kantons Basel-Stadt. Freie Fläche, wo zusätzliche Häuser gebaut werden können, sind im Stadtkanton rar. Es gibt unterschiedliche Szenarien, wie die Stadt zu mehr Wohnfläche kommen kann. Alle aber beinhalten, dass investiert und gebaut wird – selbst wenn die Menschen, entgegen des Trends, quadratmetermässig wieder enger zusammenrücken. Gebündelt könnten grosse Teile der Ansprüche Grossareale wie das Dreispitz (geplant 58'000m2 Wohnfläche) oder Klybeck (geplant 300'000 m2 Wohnfläche) abdecken. Im Kleinen gilt es zu verdichten. Kleinere, flächeneffizientere Wohnungen, höhere Bauten und dichter zusammengerückte Mehrfamilienhäuser mit weniger Aussenraum.

Klar ist aber, wird in Basel nicht umgehend mehr gebaut, werden viele Menschen keinen Platz zum Wohnen finden. Die Grossregion Basel wird diesen Wohnraummangel kaum auffangen können. Denn die Statistiken des Landkantons sagen ähnliche Szenarien voraus – selbst ohne ein Auffangnetz für den Stadtkanton zu sein. Basel muss also dringend bauen, um zukunftsfähig zu bleiben.


*Zahlen und Statistiken aus dem statistischen Amt Basel-Stadt, statistisches Amt Basel-Land sowie Bundesamt für Statistik.

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