«Wir kaufen nur zu Marktpreisen und strategisch sinnvolle Immobilien»
- Basel.vorwärts
- May 2
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Immobilien Basel-Stadt ist mit 11 Milliarden Portfoliowert einer der grössten Immobilienakteure in Basel. 2,5 Prozent aller Wohnungen in Basel gehören dem Kanton – und das ist nur ein kleiner Teil des milliardenschweren Portfolios. Eine klare Strategie und aktive Bodenpolitik steuern Neuinvestitionen.

Frau Rentsch, Sie sind seit 2021 Geschäftsleiterin von Immobilien Basel-Stadt (IBS) und verantwortlich für ein Portfolio im Wert von über 11 Milliarden Franken. Wie setzt sich dieses Portfolio zusammen?
Das Portfolio umfasst die Immobilien des Kantons Basel-Stadt, der Einwohnergemeinde Basel sowie der Pensionskasse Basel-Stadt und ist breit gefächert. Über 700 Liegenschaften wie Schulen und Sportanlagen, Verwaltungs- und Betriebsbauten, Museen, etc. Sie dienen dem Kanton zur Erfüllung seiner Aufgaben und befinden sich im sogenannten «Verwaltungsvermögen». Deren Wiederbeschaffungswert entspricht fünf Milliarden Franken. Das Finanzvermögen – also zum Beispiel Wohnhäuser oder Geschäfts- und Wirtschaftsflächen – besteht aus 300 Liegenschaften, 700 Baurechtsverträge und 400 Pachtparzellen mit einem Portfoliowert von etwa vier Milliarden Franken. Mit diesen Immobilien erwirtschaften wir eine sozial, wirtschaftlich und umweltpolitisch nachhaltige Rendite. Für die Pensionskasse Basel-Stadt bewirtschaften wir in der ganzen Schweiz ein Portfolio von über 100 Liegenschaften im Wert von rund 2 Milliarden Franken.
Der Kanton besitzt rund 2'600 Wohnungen in Basel. Wie gehen Sie als Eigentümervertretung mit dieser grossen Verantwortung um?
Wir nehmen diese Verantwortung gerne wahr. Die rund 2'600 Wohnungen entsprechen etwa 2,5 Prozent des gesamten Wohnungsbestands im Kanton. Mit einer fairen Mietzinspolitik werden sowohl wirtschaftliche als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Zudem liegen auf Baurechtsparzellen des Kantons beachtliche 5'100 genossenschaftliche Wohnungen. In den nächsten Jahren kommen voraussichtlich weitere 400 Wohnungen dazu. Neue Mietmodelle testen wir mit Pilotprojekten und investieren laufend in den Erhalt der Gebäude. Ziel ist es, preiswerten Wohnraum zu sichern. Im Rahmen des Wohnbauprogramms 1'000+ wollen wir bis 2035 tausend günstige Wohnungen schaffen, deren Mieten 20 Prozent unter dem Marktniveau liegen – unter Einhaltung klarer Vergabekriterien wie Belegung, Einkommen und Vermögen.
Führt das aktive Engagement des Kantons auf dem Immobilienmarkt nicht zu weiter steigenden Preisen?
Nein. Wir schlagen dem Regierungsrat nur Käufe zu Marktpreisen vor – oft erhalten wir den Zuschlag nicht. Bei der Entwicklung und Bewirtschaftung unseres Portfolios handeln wir nach ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Grundsätzen. Zudem sieht das Wohnraumfördergesetz vor, dass wir Liegenschaften für soziale Zwecke erwerben – etwa zur Vermietung an benachteiligte Menschen.
Ziehen sich Investorinnen und Investoren tatsächlich aus dem Basler Immobilienmarkt zurück? Bietet man IBS dadurch mehr Immobilien an?
Ja, diese Tendenz ist spürbar. Es werden uns aktuell mehr sanierungsbedürftige Liegenschaften angeboten – jedoch zu marktüblichen Preisen. Wir prüfen jeden Kauf auf seine strategische Passung, denn aktive Bodenpolitik bedeutet vor allem, gestaltend tätig zu sein. Dies, indem wir z.B. Arrondierungskäufe tätigen und entwickeln oder Baurechte an Dritte vergeben, um zusätzlichen, preisgünstigen Wohnraum zu ermöglichen. Der Kanton kann und soll nicht alles selbst bauen; Investorinnen, Investoren und Genossenschaften spielen eine ebenso wichtige Rolle.
Stimmen in der Politik fordern, der Kanton solle möglichst viele Liegenschaften kaufen. Unterstützen Sie diese Forderung?
Es ist wichtig, dass der Kanton eine klare Strategie verfolgt und nicht alles kauft. Ansonsten steigen die Preise unnötig. Dass wir eine klare Linie verfolgen, zeigt sich in Projekten wie Rosental Mitte, VoltaNord, Walkeweg oder dem Wohnbauprogramm 1'000+: Wir möchten den Wohn-, Wirtschafts- und Lebensraum Basel nachhaltig entwickeln.
Welche Rolle spielt IBS bei privaten Arealentwicklungen wie z.B. Klybeckplus?
Die Stadtentwicklung liegt beim Bau- und Verkehrsdepartement sowie dem Präsidialdepartement. Wenn der Kanton auf solchen Arealen eigenen Bedarf hat – etwa für Schulen oder Tagesstrukturen – vertreten wir diesen im Rahmen des «Kantonalen Raumbedarfs».
Die IBS geniesst grosse Sichtbarkeit. Die Arbeit im Finanzdepartement läuft für IBS sehr gut. Wo wünschen Sie sich mehr Unterstützung aus der Politik?
Wir freuen über das Interesse an unserer Arbeit und das positive Feedback. Wichtig sind Vertrauen und Geduld – Immobilienprojekte sind langfristige Vorhaben. Unsere Arbeit basiert auf intensiver Zusammenarbeit, fundierter Fachkompetenz und klaren Rahmenbedingungen – im Auftrag der Politik und für die Bevölkerung.
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