Richtplan 2025: Industrieareale, Hochhäuser und Klima
- Basel.vorwärts
- Apr 14
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Updated: Apr 17
Martin Sandtner ist Kantonsplaner Basel-Stadt und arbeitet seit 16 Jahren an der voraussehenden Gestaltung unseres Raums. Wir haben ihn zum Gespräch getroffen.

Herr Sandtner, Sie sind seit 2009 Kantonsplaner von Basel-Stadt. Hat sich in den letzten 16 Jahren viel verändert in Basel?
Die grundlegenden Herausforderungen der Raumplanung sind geblieben: mehr Wohnraum schaffen, der Wirtschaft Raum geben, Lebensqualität sichern. Aber es sind auch neue Themen wichtig geworden, vor allem Klimaschutz und Umgang mit dem Klimawandel. Deshalb arbeiten wir aktuell an einer Anpassung des Richtplans. Die Planauflage ist abgeschlossen, der Richtplan wird voraussichtlich in Kürze vom Regierungsrat beschlossen.
Wo sehen Sie die Grenzen der Entwicklung von Basel-Stadt?
2009 war das Ziel, die Abwanderung der Bevölkerung von damals 188'000 Einwohner*innen zu stoppen. Heute leben 208'000 Menschen in Basel, bis 2035 wird die Zahl der Einwohnenden auf 220’000 steigen. Und es gibt zusätzliches Wachstumspotenzial – gemäss Berechnungen des Statistischen Amtes sind durchaus 250'00o Einwohnende denkbar. Die Raumplanung muss das Wachstum der Stadt ohne Einbussen der Lebensqualität ermöglichen. Wachstum wird primär durch wirtschaftliche Entwicklungen gesteuert, das Wohnraumangebot muss aber Schritt halten.
Wo liegt das grösste Potenzial für die Weiterentwicklung Basels?
Die Ausdehnung des Siedlungsgebiets ist im Stadtkanton nicht möglich. 2009 sah der Richtplan noch Überbauungen auf den Arealen der Freizeitgärten vor, was an der Urne abgelehnt wurde. Der Fokus liegt heute auf den un- oder unternutzten Industriearealen. Wohnen und arbeiten stören sich heute häufig nicht mehr gegenseitig, was Mischnutzungen möglich macht. Auf vielen Flächen wird bereits geplant, einige Areale sind zwischenzeitlich überbaut. Eine Verdichtung ist auch an wenigen Orten in den bestehenden Quartieren noch möglich, das Potenzial ist aber beschränkt.
Wie sieht Basel in 20 Jahren aus? Werden Hochhäuser das Stadtbild dominieren?
Ja, Basel wächst in die Höhe, und es werden Hochhäuser dazukommen. Aber wichtig ist, dass das nicht planlos oder zufällig passiert. Bereits dicht bebaute Quartiere wie Gundeldingen und Matthäus oder Gartenstadtgebiete wie Neubad, und Hirzbrunnen werden ihren Charakter behalten – ohne neue Hochhäuser. Basel wird eine lebendige Stadt bleiben, mit neuen Angeboten für die Bedürfnisse ihrer Bevölkerung. Neue Orte und Formen des Zusammenlebens werden entstehen, ohne die Vergangenheit zu verdrängen.
Entspricht der Richtplan den Anforderungen an Basel als attraktiver Wohn- und Arbeitsort?
Der Richtplan wurde seit 2009 mehrfach themenspezifisch überarbeitet, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden. Diese Anpassungen erfolgen in etwa fünfjährigen Zyklen. Der Richtplan verfolgt übergeordnete Ziele und muss als verbindliches Planungsinstrument über einen gewissen Zeitraum Bestand haben. Aber die Gesellschaft ist im Wandel, weshlab er regelmässig gesamthaft überprüft werden muss – eine solche Überarbeitung wollen wir angehen.
Trägt der Richtplan dem Bedarf an Wohnraum ausreichend Rechnung?
Das Thema Schaffung von Wohnraum ist zentral im Richtplan, er zeigt die Potenziale dafür auf. Aber die Raumplanung muss weitere wichtige Ziele wie den Erhalt von Freiräumen oder das Wirtschaftswachstum damit in Balance halten. Trotz Verdichtung müssen auch Grünflächen entstehen oder bestehende aufgewertet werden. Sie sind ein wesentliches Element für eine lebenswerte Stadt.
Wenn Basel nicht ausreichend schnell wächst, weichen Menschen und Unternehmen in die Agglomeration aus. Müsste die Stadt nicht mehr Verantwortung übernehmen?
Die Stadt als regionales Zentrum hat eine grosse Verantwortung und nimmt diese mit der Richtplanung auch wahr. Wichtig ist aber, dass wir die gesamte Region betrachten. Mit dem Agglomerationsprogramm schaffen wir zusammen mit den angrenzenden Kantonen respektive Ländern Grundlagen für einen gemeinsamen Lebensraum. Dabei spielt der Ausbau der grenzüberschreitenden Mobilitätsinfrastruktur eine entscheidende Rolle.
Welche Erwartungen haben Sie an den Stadtteilrichtplan von Klybeck & Kleinhüningen?
Ein kantonaler Richtplan wird vom Bund von allen Kantonen verlangt. Für Stadtteilrichtpläne gibt es keine gesetzliche Verpflichtung. Es ist aber sinnvoll, Gebiete, die in den kommenden Jahren grosse Veränderungen erfahren, ortsspezifisch und kleinräumig raumplanerisch zu erfassen. Klybeck und Kleinhüningen werden sich durch die Transformation am Klybeck- und Westquai sowie im Areal klybeckplus stark verändern. Es gilt, diese Entwicklungen in die gewachsenen Quartiere einzubinden. Bestehendes soll von Neuem profitieren können, ohne davon verdängt zu werden. Deshalb finde ich diesen Richtplan sinnvoll und richtig.
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